Ein Kreuzweg ging auf Reisen - vom Allgäu nach Ainring
Wandern - Erleben - Schauen - Staunen
Sie stehen vor den vierzehn Stationen und können es kaum glauben. Hans Höglauer, Rupert Gress und Sepp Winkler haben es geschafft. Vom feststehenden Entschluss, die Kreuzwegstationen nach Achthaler Modellen herzustellen, lagen bis zur Realisierung viele Schwierigkeiten, die es mit Mut und Ausdauer zu lösen galt: 25. März 2007 – die Einweihung des Kreuzweges.
Heute - 17 Jahre später - den Kreuzweg entlangzugehen und zu bestaunen kann nicht wiedergeben, welche Arbeit damals dahintersteckte. Die richtige Technik zur Erstellung der Gussformen zu finden und dabei aber auch einen finanzierbaren Rahmen einzuhalten - das stellte die Männer vor eine schier unlösbare Aufgabe.
Ein in Roßhaupten im Allgäu erhalten gebliebener Kreuzweg – hergestellt in Achthal - sollte als Vorlage dienen, steht aber unter Denkmalschutz. So genehmigte das dortige Denkmalamt zwar ein Abformen der Gussplatten an Ort und Stelle, nicht aber die Verwendung der Gussplatten als Modelle. Der zum Abformen nötige Silikonkautschuk aber war zu dem Zeitpunkt schlichtweg einfach zu teuer. So probierten sie an einer am Schlossberg bei Oberteisendorf aufgestellten Originalvorlage aus dem Achthal in mühevoller Kleinarbeit die verschiedensten Techniken aus – alles ohne Erfolg. Weder Gips - der war zu ungenau, noch Polyesterharz - der war nicht fein genug, konnten sie im Endeffekt verwenden.
Eckhard Kellner, ein ehemaliger Mitarbeiter der TU München, sah auf einem Spaziergang die Männer bei ihren erfolglosen Versuchen. Sein Interesse war geweckt und er bot an, den Silikonkautschuk kostengünstig zu beschaffen.
Zum Abformen bauten sich die Männer nun genau passende Holzrahmen nach den Maßen der Originale in Pfronten und Roßhaupten. Schon zu Hause sorgfältig festgelegt war der Arbeitsablauf, um dann an Ort und Stelle im Allgäu effektiv, schnell und genau arbeiten zu können. Als äußerst schwer und schweißtreibend stellte sich die Arbeit in der Hitze des Sommers den Männern dort im Allgäu und sie standen immer unter misstrauischer Beobachtung, die Originale pfleglichst zu behandeln, sofort wieder anzuschrauben und vor allem ja keinen Schaden an den Originalen zu verursachen. Schwer beladen mit der wertvollen Fracht im Anhänger ging die Reise wieder dorthin zurück - dorthin, wo die Gussplatten ursprünglich vor mehr als 100 Jahren ihren Ausgangspunkt nahmen; es ging wieder zurück in den Rupertiwinkel.
Wenn man dies alles weiß, steigt die Achtung vor diesem wertvollen wieder in die Heimat zurückgeholten Kulturgut noch mehr. Kulturgut dieser Art entstand über die Jahrhunderte in Achthal in Form von Grabkreuzen, Wegkreuzen, Erinnerungstafeln, Standbildern, aber auch in Gegenständen des täglichen Lebens wie Bügeleisen, Waschbecken, Nägeln und dergleichen und lässt sich bei genauem Hinschauen in unserem Rupertiwinkel da und dort noch finden. Jedoch einen vollständigen Kreuzweg mit Platten Achthaler Gießkunst gab es nirgends mehr. So ein Werk wieder zu schaffen und somit der Nachwelt und vor allem all denen, die auf der Suche sind, zu schenken, das motiviert und motivierte Hans Höglauer und Rupert Gress immer wieder aufs Neue.
In die mit nach Hause gebrachten, aufs penibelste gesäuberten Negative gossen sie nun Zellan (ein Werkstoff ähnlich Gips, jedoch mit höherer Festigkeit), erstellten so die Gussformen und bereiteten diese für die Gießerei entsprechend vor. Den endgültigen Guss der Bildtafeln übernahm dankenswerterweise unbürokratisch die Firma Alzmetall in Altenmarkt. Die Grundierung der Bildtafeln in einer modernen Lackieranlage ermöglichte die Firma Kässbohrer in Eugendorf. Wieder zurück in Ainring gab das Beschichten mit einer speziellen Metallfarbe und anschließendes Bürsten mit einer Kupferbürste den Bildtafeln das endgültige metallische Aussehen.
Im Anschluß einige Fotoimpressionen dieses einmaligen Kuturgutes in Ainring im Rupertiwinkel ...
- von der Pfarrkirche St. Laurentius hinauf auf den Ulrichshögl -
Land und Leute, Geschichte und Geschichten …
Der äußerste Südosten Bayerns mit Chiemgau, Rupertiwinkel und Berchtesgadener Land schickt mich in seiner Vielfalt immer wieder auf die Suche …
Eure Rosi
Bilder: RoHa-Fotothek Fürmann
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