Auf einer "Zeitreise"
im Alten Friedhof von Laufen - mit Stadtführer Hans Surrer unterwegs

Friedhöfe strahlen Ruhe aus und erzählen in ihrem Aussehen und Gestaltung viel über den Ort und die Bewohner. Komme ich in einen Ort, den es neu zu erkunden gilt, ist oft mein erster Gang gerade deshalb in den Friedhof.

Ein Friedhof, den ich schon sehr lange kenne: derAlte Friedhof in Laufen a.d. Salzach (Rupertiwinkel) direkt neben der Klosterkirche und dem gastronomisch wohlbekannten Kapuzinerhof (das ehemalige Kapuzinerkloster). Diesen Friedhof will ich in seiner Geschichte besser kennenlernen und verabrede mich deshalb mit einem der Stadtführer von Laufen – mit Hans Surrer – ein wahrer Kenner der Geschichte dieser Stadt und so auch des Friedhofs.

Der Friedhof – heute als Friedhofsgedenkstätte gewidmet – liegt direkt an der viel befahrenen B20 inmitten der Stadt Laufen. Geht man jedoch durch den Friedhofseingang, befindet man sich – man kann sagen: in einer anderen Welt. Die Welt draußen machen einen die vielen Grabsteine vergessen – ob schon etwas verwittert oder nach wie vor feinsäuberlich gepflegt; macht einen die in den blühenden Frühlings- und Frühsommermonaten den Friedhof bedeckende Blumenwiese um die Grabstätten herum vergessen; gepflegt die Wege, die durch den Friedhof führen und die – wie man bei einem längeren Aufenthalt merkt – von vielen genutzt werden. Den schmalen Gehsteig entlang der Friedhofsmauer an der B20 zu meiden, wählen sie den beruhigenden Weg an den Grabstätten entlang.

Hans Surrer weiß viele Geschichten um und von den Grabsteinen zu berichten; erzählt von die Stadt und das Umland prägenden Persönlichkeiten und von der bewegten Geschichte dieses Ortes:
Mit dem Salzburger Erzbischof Paris Lodron kommen 1647 Kapuziner der Tiroler Provinz zur Seelsorge nach Laufen. Auf Wunsch der Bevölkerung gründet Fürsterzbischof Guidobald Graf Thun 1656 das Kapuzinerkloster und stellt dafür einen Teil seines Schlossgartens zur Verfügung.

1828: Der an der Stiftskirche gelegene Friedhof der Stadt ist hoffnungslos überbelegt. Es bietet sich an, einen Teil des außerhalb der Stadtmauern gelegenen Klostergartens als neuen Friedhof anzulegen. Mit der letzten Urnenbestattung 1983 endet dann die Zeit der Bestattungen im Friedhof am Kapuzinerkloster, da zwischenzeitlich wieder wegen Platzproblemen außerhalb der Stadt ein neuer Friedhof angelegt ist.

Mit Hans Surrer zurück zur Jetztzeit im „Alten Friedhof“: Besonders bestechend die von der Stadt Laufen gepflegten Grünflächen. „Die Grabstätten bleiben bestehen und können – so es die Angehörigen wollen, von diesen gepflegt werden; die Grabsteine und Grabdenkmäler stehen unter der Obhut der Stadt und somit kümmert sich der Bauhof – wenn nötig – um die Pflege und vor allem um die Standfestigkeit.“

Wir gehen die Grabreihen entlang. In der Mitte zentral nicht zu übersehen: das Grabmal von Laufens Stifts- und Ruraldekan und Stadtpfarrer Geistlicher Rat Simon Spannbrucker. Mit Pfarrer Spannbrucker (gest. 1914), der selbst in äußerster Bescheidenheit lebte, beschäftigen wir uns als eine herausragende Persönlichkeit intensiver. Hans Surrer: „Für ihn steht – von der Idee Adolph Kolpings inspiriert – die Gründung der heute noch agierenden, sozial, kirchlich und weltlich ausgerichteten Burschenvereine für die Jugendlichen auf dem Land. Diese Initiative verbreitet sich von Laufen aus auf das ganze Königreich Bayern.“

Gleich links daneben weiß Hans Surrer an der Grabstätte von Oberregierungsrat Einhauser vor allem von der Schulspeisung zu erzählen, die der 1871 Geborene und 1931 Verstorbene als Vorstand des Bezirksamtes Laufen einführt. So anders im Aussehen die Grabstätte Einhausers, so anders auch die Grabstätte der Familie Schnappinger, deren Stein der sehr bekannte und heute noch aktive Künstler Fritz Koller aus einem Block rund gehauen hat.

Am Ende des Mittelweges die Gedenkkapelle mit Gruft: Die Kapelle über der Gruft errichten die Angehörigen des bekannten Stiftsdekan Hochwürden Johann Wolfgang Braunn (gest. 1866) über dessen Grab nach seinem verdienstvollem Wirken mit hohen Auszeichnungen.

Besonders die Gruftenanlage (auch als Kreuzgang oder Laubengang bezeichnet) gibt dem Friedhof diese unnachahmliche Ruhe, die er ausstrahlt. Sie begrenzt mit den vielen Gruften – meist von wohlhabende Bürgerfamilien des Ortes – den Friedhof gegen Süden und durch ein schmales, unscheinbares Tor am Ende der Gruftanlage erreicht man die Gräber der Kapuziner, die von hier aus in der ganzen Region wirkten.

Noch ein paar Schritte weiter und es öffnet sich am ehemaligen Kapuzinerkloster ein großer, in seiner Natürlichkeit bestechender, öffentlich zugänglicher Garten, der zum Bildungszentrum der ANL (Bayerische Akademie für Naturschutz- und Landschaftspflege) gehört.

Land und Leute, Geschichte und Geschichten …
Der äußerste Südosten Bayerns mit Chiemgau, Rupertiwinkel und Berchtesgadener Land schickt mich in seiner Vielfalt immer wieder auf die Suche …

Eure Rosi

Bilder: RoHa-Fotothek Fürmann
 

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