Das Ainringer Moos
– für die Menschen Lebensgrundlage über hunderte von Jahren - heute der Natur überlassenes Erlebnis -

Erneuerbare Energien, nachwachsende Rohstoffe, verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ……………all das hat im weitesten Sinn mit uns als Verbraucher zu tun. Auch mit uns als Verbraucher zu tun hatte der bis in das Jahr 2002 industriell betriebene Abbau des Torfes im Ainringer Moos. Berge von Säcken auf der Lagerhalde am Bahnübergang in Niederreit (B 304 zwischen Straß und Freilassing) zeugten vom im Ainringer Moos abgebauten Frästorf - fabrikmäßig aufbereitet für den Verkauf.

Keine Gedanken über den immens langen Zeitraum der Entstehung eines Moores machte man sich Anfang des 20. Jahrhunderts, als der erwerbsmäßige Abbau des Torfes hier in Ainring begann. Brenntorf war es anfangs, hauptsächlich benötigt für die Saline in Bad Reichenhall und die Kalkbrennerei Ebner in Rott, später dann auch für die Hufeisenfabrik in Hammerau. Die nach dem ersten Weltkrieg herrschende hohe Arbeitslosigkeit und die Brennstoffknappheit bewog die Regierung zu einem Art Notstandsprogramm zum Abbau des Brenntorfes. Was sich über ungefähr 15 000 Jahre nach der Würmeiszeit in der durch den Gletscher „geschürften“ Senke gebildet hatte, sollte so zu einem großen Teil binnen weniger Jahre „verbrannt“ sein.

In den 20er Jahren ging der bis dahin rein von Hand getätigte Abbau über in den teilweise „industriell“ betriebenen Abbau. Man legte, der besseren Entwässerung wegen, die Abbaufläche der Kleinen Sur von Gessenhart bis zur Thundorfmühle tiefer. Eine Torfformmaschine – mit „Dampf“ betrieben – erleichterte die schwere Arbeit.
Brenntorf erwies sich bald wegen seines geringen Heizwertes als unrentabel. Mehr Rendite versprach die Streutorfgewinnung mit einer eigenen Torfstreufabrik  - 1923/24 in Holzkonstruktion erbaut. Zum Trocknen der Soden fuhr die Feldbahn (Boggerlbahn) den gewonnen Torf zu eigens dafür errichteten Torfhütten, die bis Ende der 60er Jahre allmählich auf 248 an der Zahl anwuchsen. Jede Hütte fasste ungefähr 120 cbm im „Bundverfahren“ eingelagerten Torf.

Billiger russischer, weißrussischer und baltischer Torf lassen den Abbau schließlich Anfang 2000 nicht mehr rentabel sein und im November 2002 endet die Geschichte des Torfes in Ainring. Die den Betreibern vorgeschriebene großflächige Renaturierung beginnt. Schon erste Versuche der Renaturierung ab 1996 auf bereits stillgelegten Flächen führen zu einem die Erwartungen weit übertreffenden Artenreichtum. Ein Spaziergang auf den heute ausgewiesenen Wegen des Moorerlebnispfades gestaltet sich zu einem Genuss für alle Sinne. Die Renaturierung kann auf diesen Wegen in allen bis heute erreichten Stadien erlebt werden. Flora und Fauna zeigen auf eindrucksvolle Art und Weise, wie sich die Natur ihren Lebensraum zurückerobert.

Die Geschichte des industriellen Torfabbaues im Ainringer Moos prägte den Ort in vieler Hinsicht, gab Arbeit und Brot, teilte die Menschen in Befürworter und Gegner des Abbaus und lässt heute alle an einem Strang ziehen, um diese Geschichte im Moos und in den zurückgebliebenen industriellen Anlagen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Führungen im Torfmuseum, Fahrten mit der Torfbahn (Boggerlbahn) in das Moor und der Schautorfstich lassen die Zeit der schweren Arbeit im Moos wieder lebendig werden. (www.ainringer-moos.de)

 

Fotoimpressionen vom Ainringer Moos über die Jahreszeiten

Land und Leute, Geschichte und Geschichten …
Der äußerste Südosten Bayerns mit Chiemgau, Rupertiwinkel und Berchtesgadener Land schickt mich in seiner Vielfalt immer wieder auf die Suche …

Eure Rosi

Bilder: RoHa-Fotothek Fürmann