Mystisches Licht für das Heilige Grab von Höglwörth
"Sein Grab wird herrlich sein"
Die wunderschön in ihrer Farbigkeit leuchtenden Glaskugeln im Herrengrab von Höglwörth im Rupertiwinkel tauchen die abgedunkelte Klosterkirche in die Stimmung, die beim „Herrengrab-Schauen“ bleibend die Erinnerung prägt. Die flackernde Flamme der Öllämpchen bringt ergreifendes Licht in dieses eindrucksvolle Geschehen.
Kaum Aufzeichnungen finden sich über das aus der Barockzeit bereits bekannte und bis heute bestehende Herrengrab in Höglwörth. Wie so oft bei Nachforschungen, bestimmen auch hier vorliegende Einträge in Inventarlisten und Rechnungsbücher die ersten Datierungen von 1645.
Viel Wert legte die Barockzeit – die Zeit des Überschwangs in Kunst und Kultur – in eine prächtige Ausstattung. In den Heiligen Gräbern installieren sie dazu farbenprächtige Illuminationen. Die Beleuchtung erreichen sie hauptsächlich – wie in Höglwörth heute noch üblich – durch mit farbigem Wasser gefüllte Glaskugeln, die von hinten mit brennenden Kerzen und Öllichtern ihre Leuchtkraft erhalten.
Den Kugeln Farbe zu geben stellt in all den Heiligen Gräbern der Barockzeit die damit Betrauten vor oft große Schwierigkeiten. Es war Erfindergeist gefragt, denn die Farbe musste über die Tage stabil stehen bleiben und durfte sich nicht auf dem Grund absetzen. Man behalf sich damals mit allerlei natürlichen Zutaten aus Feld, Wald und Flur; wie Rote Beete, Brennessel, Rotwein, Weißwein …
Heute kann der Mesner Max Fegg auf künstlich hergestellte Farben zugreifen. Jedoch das Färben der 81 verschieden großen Kugeln in Höglwörth – die größte fasst 62 Liter Wasser – ist nach wie vor eine zeitraubende, ein gutes Auge und ein über Generationen überliefertes Wissen erfordernde Arbeit. Ein Original-Öllicht bringt jeweils eine von ihm in der Farbe des uralten Farbplanes gefärbte Musterkugel zum Leuchten. Nach diesem Muster färbt Max die restlichen Kugeln einer jeden Farbe. Sehr hilfreich dabei die genau beschrifteten Träger, in denen die Kugeln vor und nach dem Befüllen bruchsicher lagern.
Die Arbeit des Färbens der Kugeln liegt traditionell in den Händen des Mesners und somit bei der Familie Fegg, die dieses Amt in Höglwörth schon über Generationen ausübt.
Mit dem Wissen um diese noch erhaltene Einmaligkeit der „Beleuchtung“ stehe ich in der abgedunkelten Klosterkirche des ehemaligen Augustinerchorherrnstiftes und es wächst die Hochachtung um die große, aus der Vergangenheit kommende und in die Zukunft zu tragende Aufgabe der Höglwörther.
Das Betrachten des flackernden Lichtes lässt ehrfürchtig Stehen, Sehen und Staunen …
Das Heilige Grab – liebevoll von den Einheimischen „Herrengrab“ genannt – stellen die Höglwörther im Turnus von drei Jahren auf (in den letzten Jahren konnten sie leider wegen Corona den Turnus nicht einhalten). Zu sehen dann an Karfreitag und Karsamstag mit der Auferstehungsfeier am nicht mehr beleuchteten Grab am Ostersonntag.
Mehr dazu auf der Internetseite https://www.heiliges-grab-hoeglwoerth.de/
Land und Leute, Geschichte und Geschichten …
Der äußerste Südosten Bayerns mit Chiemgau, Rupertiwinkel und Berchtesgadener Land schickt mich in seiner Vielfalt immer wieder auf die Suche …
Eure Rosi
Alle Bilder RoHa-Fotothek Fürmann
und Archiv Fürmann