Höhenmeter und Abfahrtsgenuss auf der Bäckeralmrunde
die Wander- und Radlkarte „Unterwegs im Stoißer Achental

„Höhenmeter und Abfahrtsgenuss auf der Bäckeralmrunde“ – so überschreibt die neu überarbeitete Wander- und Radlkarte „Unterwegs im Stoißer Achental“ die Tour Nr. 10, die vom Genuss des Radelns und dem Genuss von Geschichte und Geschichten lebt.
Ich kenne diese Region schon von Jugend an. Ob mit dem Radl oder zu Fuß, ob in Teilstrecken oder als ganze Runde – unterwegs am weitausladenden Teisenberg; mit seinen vielen Kilometern an gut ausgebauten und beschilderten Wander- und Radlwegen immer ein Genuss!
 

Ausgangspunkt Anger: Auf einem langgestreckten Felsrücken aus Nagelfluh (Konglomerat-Gestein) liegt weithin sichtbar das von König Ludwig I bei seinem Besuch 1841 als „das schönste Dorf in seinem Königreich“ bezeichnete Anger (Berchtesgadener Land – Rupertiwinkel).
Der „Dorfanger“ von heute: Umgeben von schmucken, eng aneinander liegenden Häusern behielt er im Inneren seine unverbaute, in dieser Art wohl als einmalig zu bezeichnende Form eines „Angers“ (im Gemeinbesitz befindlicher Dorfplatz) mit der herrlich-golden leuchtenden Mariensäule als der Mittelpunkt des Ortes und der Gemeinde.

Die Radltour führt auf der Straße der Stoißer Ache entlang und zeigt die Verschiedenartigkeit, mit der die Ache vom Teisenberg her in Richtung Anger fließt. Vom Wilden Wasser bis zum Gezähmten, Langsam-gemächlichen – sie lieferte über Jahrhunderte Energie für Sägewerke und Mühlen und eine schon erste frühe Stromerzeugung der beginnenden Industrialisierung. Von der langen Geschichte der Erzverhüttung mit Plahaus und Schmelzofen hier an der Stoißer Ache kann leider nur mehr eine Beschreibung erzählen.
Ein Marterl für den „bei der Erzgewinnung am Atzkasten/Hochstaufen“ tödlich verunglückten Josef Steger und die Tafel für den bei der Holzarbeit tödlich verunglückten Josef Kamml zeugen von der Gefährlichkeit der Arbeiten von damals.

 

Die Straße führt bergan am „Kohlhäusl“ vorbei - vielen älteren Einheimischen noch bekannt als Bierwirtschaft, die 1996 dem Abriss zum Opfer fiel.
 

Weiter oben dann am Bildstock des Hl. Vinzenz (errichtet vom Holzhauerverein zu Ehren des Schutzheiligen) oder noch einige Höhenmeter später als zweite Möglichkeit am Inzeller Kreuz zweigt der Weg links ab nach Inzell hinab zum Forsthaus Adlgaß – sehr zu empfehlen für eine Einkehr. Den ganzen Weg über auf dieser Radltour begleiten Zeugnisse der Kultur des gelebten Glaubens - so auch hier in Adlgaß markant am Wegrand stehend das Angerer Kreuz, wohl schon bald an die 300 Jahre alt, wie die Inschrift besagt.
 

Der kälteteste See Mitteleuropas - der Frillensee am Fuße des Zwiesel - liegt zwar nicht direkt auf dem Rundweg der Radltour, von Adlgaß aus in einem Abstecher aber sehr empfehlenswert.

Von Adlgaß führt der Rundweg dann wieder bergan zur Bäckeralm - der Namensgeber für diese Tour - mit einem grandiosen Blick auf Hochstaufen und Zwiesel und mit almtypischer Einkehr. Der Name der im Jahre 1799 erbauten Bäckeralm leitet sich her vom ehemaligen Besitzer mit Hausnamen "beim Bäck".
 

Unterhalb des Teisenbergkopfes (1264 m) geht es hinauf Richtung Hochfilz und Poschennock. Immer wieder auftretende Stürme brachten hier große Teile des Waldes zu Fall. Es sieht beinahe außerirdisch aus und der Blick kann hinübergehen zur Stoißer Alm und hinaus in das weite Land.
 

Schon bald trifft man im abwärtsfahren wieder auf die Straße der Stoißer Ache entlang und kommt zurück Richtung Anger.

Kurz vor dem Ziel in der Wolfertsau gilt es für mich, immer wieder an einem ganz besonderen Weg-Gedenkkreuz stehen zu bleiben. Der 2. Weltkrieg holte sich aus einer Wolfertsauer Familie fünf Junge Männer.

 

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